Am heutigen Feiertag haben zumindest wir Sachsen eine kleine Pause. In Bayern ist es ein "Stiller Feiertag", an dem einige Einschränkungen gelten. Es darf zum Beispiel nicht getanzt werden. Diese etwas lustige, aber durchaus begründete Regelung hat wohl noch nie zu einer Beschwerde geführt. Sie ist zeitlich begrenzt und akzeptabel. Bei vielen anderen Einschränkungen in der (heutigen) Pandemiezeit tun wir uns da schwerer. Ursprünglich ist dieser evangelische Feiertag zur inneren Reflexion und Reue begangener Sünden gedacht. Er wird wohl in Zukunft an Bedeutung gewinnen und bald wieder bundesweit gelten!
So war es ja auch, aber man hat ihn aus wirtschaftlichen Gründen aufgegeben. Nachdem die Deutsche Post und teilweise die Deutsche Bahn privatisiert wurden, um die Finanzlage zu verbessern, war fast nichts mehr vorhanden. Krankenhäuser kamen später auf die Verkaufsliste. Wenn man quasi blank ist, braucht man nur Ideen. Mobilfunklizenzen versteigern (zu genial!), Steuern erhöhen oder eben Feiertage opfern.
Nur die Sachsen gönnen sich die Besinnung. War es der Verrat der sächsischen Truppen in der Völkerschlacht bei Leipzig, bei der man erst für Napoleon kämpfte und dann zum Gegner überlief? Vielleicht zwingt uns auch die inspirierende und verschwenderische Lebensweise von August des Starken immer noch zur Scham. Nur wir Sachsen werden "gezwungen", über unser Dasein nachzudenken!
Schauten wir nicht alle in den letzten Wochen nach Amerika und wunderten uns über die verrückte Teilung der Vereinigten Staaten. Natürlich müssen sich die USA den Vorwurf gefallen lassen, wie man auf die Idee kommen kann, den Präsidenten des Landes direkt vom Volk wählen zu lassen. Wir bemerken allerdings dabei nicht, dass wir selbst geteilt sind. Nein, nicht ost und west und nord und süd! Die Teilung ist ubiquitär. Die Einen tragen gleich mehrere Uhren, um zu visualisieren, wo es überall 5 Minuten vor zwölf ist: Klimawandel, Corona-Pandemie und vieles mehr. Die Anderen fragen sich, warum sie für den Rest ihres Lebens die Verantwortung und die Kosten für Versäumnissen der letzten Jahrzehnte, für die sie nichts können, übernehmen sollen.
Solche billigen und kleingeistigen Fragen sind natürlich der Garant für ausufernde Diskussionen. Von Hegel bis Kant, von Putin bis Trump, von Wendler bis Manu é la (von Facebook) wird alles in die Waagschale geworfen. Mythen werden heraufbeschworen und Halbwahrheiten zum Maß aller Dinge gemacht. Stress verursacht Adrenalin. Und das ist auch gut so, denn das macht einen (kurzzeitig) leistungsfähig. Kennen wir nicht alle die Geschichten wie zum Beispiel die russische Mutter, die mit dem rechten Arm einen Baum angehoben, mit dem linken Arm ihr darunterliegendes Kind befreiht, mit dem linken Fuß den Notfuf gewählt hat und den rechten Fuß ... (bevor es albern wird) einfach nur zum Stehen verwendete? Stress darf aber nicht zum Aktionismus führen! Entscheidungen von Tragweite müssen immer wohl bedacht sein. Das Entscheidende ist die Risiko-Nutzen-Bewertung!
War die Privatisierung der Krankenhäuser auch ein riesen Fehler, ist er nicht mehr rückgängig zu machen. Bedenklich ist auch die Entwicklung und der Verkauf von Pandemie beendenden Impfstoffen durch börsennotierte Unternehmen (hätte ich doch im Juni Biontech-Aktien gekauft). Wir alle wollen geschützt werden, aber um welchen Preis. Jeder ist sich eben nicht selbst der Nächste. Unsere Welt ist so komplex geworden, dass man schnell die falschen Entscheidungen trifft. Das ist auch kein Problem, wenn man die Fehler leicht korrigieren kann! Das ist nicht immer der Fall.
Hat nicht unser Gesundheitsminister gesagt, wir werden uns viel zu verzeihen haben? Wie es aussieht, wird der Buß- und Bettag bald wieder ein bundesweiter Feiertag. Vielleicht muss er auch auf eine Woche erweitert werden, um all die Besinnung, Sühne und Reflexion unterzubringen. Wir könnten ihn aber auch überflüssig machen oder ihn umdeuten in den Tag der Demut, Dankbarkeit oder Vernunft.
Dem Corona-Virus ist es egal, um welchen Menschen es sich handelt. Wir sind nämlich alle gleich (wichtig). Und das sollten wir respektieren!